Zwanzig Jahre später. Eine Klavierschülerin aus Heiligenhaus hat mich auf den Jakobsweg neugierig gemacht, und plötzlich befinde ich mich auf einer zweieinhalbwöchigen Fußwanderung von Essen nach Trier – die richtigen Freaks, sagt meine Schülerin, gehen von der Haustür los, und ich bin dann wohl ein richtiger Freak. Irgendwo zwischen Echternach und Trier muss es dann passiert sein: der Freak in mir hat beschlossen, ein Kindermusical zu schreiben. Noch in Trier kaufe ich mir eine Kladde und fange an, ein paar Ideen zu notieren.

Wieder ein paar Jahre später. Inzwischen bin ich durch Lothringen gewandert, die Champagne, Burgund. Die Hunde auf den Dörfern sind eine gewisse Herausforderung. Meistens befinden sie sich ja hinter Zäunen. Und können einem trotzdem einen ganz schönen Schrecken einjagen, wenn sie plötzlich aus purem Vergnügen einen Meter links von mir im Gebüsch aus tiefster Wachhundkehle anschlagen. Mann! Kurz vor Eguzon gab es wieder so einen Pilgerschreck aus Leidenschaft – gar nicht witzig! Mein Herz war mir gerade mal wieder ziemlich in die Hose gerutscht – na, dann heb’ es doch einfach wieder auf, fiel mir da plötzlich ein. Ich nahm also mein Herz in beide Hände und hob es auf – und es funktionierte! Dieser einfache Gedanke hob meine Stimmung so drastisch, dass ich sofort anfing, ein Lied dazu zu komponieren und in mein Reisetagebuch zu kritzeln.

Mittwochnachmittag, Musikschule Heiligenhaus, Kinderchorprobe. „Wann schreiben Sie denn das Musical mal fertig?“ Neugierige Kinder erhöhen die Produktivität. Wirklich! Nach den Osterferien 2015 ging es dann richtig los. Jede Woche brachte ich einen neuen Szenenausschnitt mit frischkomponierter Musik mit, und so gab es jeden Mittwoch bis zu den Sommerferien eine Fortsetzungsepisode, die mit verteilten Rollen gelesen und gemeinsam gesungen wurde. Am letzten Mittwoch vor den Sommerferien waren wir durch!